Jeder Interpret, glaubt Hélène Grimaud, «artiste étoile» im «Eros»-Jahr, sei in erster Linie ein Medium, das die
Intentionen der Komponisten spiegeln müsse. Was für sie nicht bedeutet, dass es keinen Spielraum für
Individualität gäbe: «Natürlich muss man dem Notentext treu bleiben, ihn respektieren und bereit sein, sich auf ihn einzulassen. Aber je mehr man das tut, desto mehr Freiheit findet man», erklärt sie das Paradox und fügt zur Begründung hinzu: «Kunst muss Grenzen überschreiten. Wenn alles möglich ist, dann ist es für mich keine Kunst.»

Seit zwei Jahrzehnten schon gehört die 1969 in
Aix-en-Provence geborene Französin, deren virtuoses Spiel und künstlerisches Charisma in aller Welt
bewundert werden, zu den Fixsternen am
Klassik-Himmel. Ihr
Erfolgsgeheimnis hat auch damit zu tun, dass sie sich nie mit dem einmal Erreichten begnügt; immer wieder
befasst sie sich mit den grossen Werken vor allem des deutschen Repertoires, auf der unermüdlichen Suche nach der musikalischen Wahrheit.

Die stete Auseinandersetzung mit bestimmten
Kompositionen, etwa mit Schumanns Klavierkonzert, lohnt sich: «Je mehr man versucht, diese Stücke zu
durchdringen, desto mysteriöser werden sie. Das hat
etwas sehr Spirituelles, es ist eines der Wunder der Musik.»

Hélène Grimaud kann nur für Anlässe in geschlossener Gesellschaft gebucht werden.